Fischgärtner und Gartenfischer


28. Mar 2022

DSC02931 © Daniela Jud

Simon Kaiblinger aus Pönning in Niederösterreich ist leidenschaftlicher Hofübernehmer. In der nebenerwerblichen Schweinemast seines Vaters sieht er für sich aber keine Zukunft. Der Jungbauer hat eine andere Vision für seinen Hof: ihn im Vollerwerb zu übernehmen und mit dem innovativen Aquaponik-Konzept in der Direktvermarktung durchzustarten. Deshalb hat er sich als Kandidat für die Doku-Serie AB HOF beworben. Doch was treibt den Jungbauern an? Warum will er die Schweine des Vaters aufgeben? Darüber haben wir uns mit ihm unterhalten.

AMA: Simon, jetzt sag mal, wie waren die Dreharbeiten für dich?
Simon: Also die Dreharbeiten waren auf alle Fälle sehr interessant. Ich habe ja vom Filmdreh überhaupt keine Ahnung gehabt. Wie viele Leute da herumrennen und mit dabei sind. Das war was ganz Neues für mich, zu sehen, wie es hinter den Kulissen abläuft. Natürlich war es auch zeitintensiv und stressig, aber es hat viel Spaß gemacht.

AMA: Im Zuge der Dreharbeiten zu AB HOF haben dir viele Expertinnen und Experten unter die Arme gegriffen, um mit dir gemeinsam eine professionelle Direktvermarktung aufzubauen. Wie war das für dich und was nimmst du davon mit?
Simon: Also es war schon eine anstrengende Zeit, weil auch rundherum so Vieles zu organisieren war. Es waren ja nicht nur die Dreharbeiten an sich, sondern auch das ganze Projekt der Direktvermarktung von meiner Frau Alina und mir. Aber ich bin sehr froh, dass wir das als Team so durchgezogen haben. Ich selbst hätte es über die kommenden Jahre so kleinweise gemacht. Wir bauen ja gerade unsere neue Aquaponik-Anlage und der Plan war schon, dass wir das dann professioneller aufziehen. Aber jetzt haben wir schon alles: Ein neues Logo, eine neue Webseite, ein Gütesiegel, ein neues Produkt und vor allem auch viele gute Kontakte und den Anreiz, das richtig gescheit durchzuziehen. Wir haben jetzt richtig gute Tools, mit denen wir super arbeiten können.

AMA: Während den Dreharbeiten wurdest du auch zum AMA GENUSS REGION Bauern. Warum wolltest du das und was erhoffst du dir von der Zertifizierung?
Simon: Also ganz ehrlich, ich wollte immer schon ein Gütesiegel haben, weil es für die Direktvermarktung wichtig ist, dass man den Konsumenten zeigt: Schau her, das kontrolliert wer, das ist nicht einfach irgendwas. Und ich erhoffe mir natürlich auch, dass die Zertifizierung ein gutes Licht auf unseren Betrieb wirft. Weil man sieht, dass wir auf einem Qualitätslevel arbeiten, das österreichweit anerkannt und einheitlich ist. Außerdem bringt es mir eine ordentliche Reichweite und ich erhoffe mir so einen guten Kundenstock aufbauen zu können. Und man darf nicht vergessen, Netzwerk Kulinarik bietet viele Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Betrieben bis zur Gastronomie an, die man vielleicht auch gar nicht kennt, weil sie aus einer anderen Region sind. Da kann man sich super austauschen.

AMA: Was ist deine Vision für deinen Betrieb?
Simon: Mein Papa führt den Betrieb gerade noch im Nebenerwerb und wenn ich dann mein Studium an der BOKU abgeschlossen habe, dann ist es schon mein Ziel, den Betrieb im Vollerwerb zu führen. Aktuell haben wir einen Schweinemastbetrieb, Ackerbau und ein bisschen Wald. Jetzt versuche ich unseren Betrieb mit Fisch und Gemüse so breit aufzustellen, dass er im Vollerwerb rentabel und zukunftsfähig ist.

AMA: Wie bist du überhaupt darauf gekommen, eine Aquaponik-Anlage zu bauen?
Simon: Das erste Mal Kontakt mit dem großen Überbegriff „Aquaponik“ hatte ich im Englischunterricht in der Landwirtschaftsschule Francisco Josephinum in Wieselburg. Wie ich es auf der BOKU noch einmal gehört habe, da hat es mich dann schon sehr interessiert. Gleich zwei Produkte in nur einem Wasserkreislauf zu produzieren und das auch noch energieeffizient und wassersparend, da habe ich mir gedacht, dass das der richtige Trend ist. Wir haben uns das dann angeschaut und gesagt wir probieren es einfach. Der Papa war am Anfang kein Fan davon, aber jetzt ist er auch überzeugt, dass das zukunftsträchtig ist.

AMA: Wie siehst du generell das Standing der Bauern heutzutage?
Simon: Ich finde, dass die Landwirtschaft heute zu wenig geschätzt wird, vor allem die Tierhaltung. Aber im Endeffekt will jeder einfach nur davon leben können. Ich würde gerne so produzieren wie es vor 50 Jahren noch möglich war. Aber mit meinen 21 Hektar Ackerbau, vier Hektar Wald und der Schweinemast geht sich das heute nicht mehr aus. Ich will mir ja auch etwas leisten können und auf Urlaub fahren. Ich mag auch meine Tiere und will, dass es ihnen gut geht. Ich will aber auch, dass es mir gut geht. Dafür fehlt leider oft die Wertschätzung. Ich finde, dass Menschen heutzutage sehr viel Geld für Digitales ausgeben, beim Essen dann aber sparen. Im Endeffekt kannst du aber nicht in das neueste Handy beißen, wenn es kein Brot mehr gibt.
 

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